Von: Daniel Rössler
Betreff: Am anderen Ende der Welt
Liebe Redaktion,
wer eine E-Mail aus den Salomonen schicken will, der muss mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei Dinge tun. Erstens: lange nach Internet suchen. Zweitens: erklären, wo die Salomonen überhaupt sind. Letzteres ist einfach, denn der kleine Staat liegt östlich von Neuguinea in der Südsee und aus europäischer Sicht damit ziemlich genau am anderen Ende der Welt. Vielleicht ist das der Grund, warum sich Ersteres so schwierig gestaltet: Internet, so wie jegliche Infrastruktur, ist hier rar. Keine einzige Verkehrsampel gibt es im Land, zwei Lifte, und die Telefonnummern haben fünf Ziffern. Dafür gibt es 996 Inseln. Ist das Land damit arm oder reich? Ich kann es nicht sagen.
Dabei lebe und arbeite ich schon seit einem Jahr im Pazifik. Als Berater für eine deutsche NGO betreue ich deren Programm in Ozeanien, 45 Projekte in vier Ländern. Die Hälfte meiner Zeit verbringe ich im Regionalbüro in Madang, die andere Hälfte im Feld in Papua-Neuguinea, Vanuatu, Fidschi und den Salomonen. Trotz aller Unterschiede stehen diese Inselstaaten vor ähnlichen entwicklungspolitischen Herausforderungen, und mit ihrem „Pacific Way“ versuchen sie sich an einer kreativen Lösung. Aber auch ein alternatives Entwicklungsmodell benötigt konventionelle Infrastruktur – das habe ich mir heute auf der rauen Salomonsee gedacht, während der vierstündigen Bootsfahrt zur nächstgelegenen Internetverbindung.
Tropische Grüße, Daniel
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